sexta-feira, 8 de novembro de 2013

Roseni Kurányi - Der Geruch freuchter Erde - 2003

Aus dem Portugiesischen von Tedlev Devantie

Ich empfand den Geruch feuchter Erde, einfach so, ganz plötzlich.
Es war ein starker und angenehmer Geruch, der mich fröhlich machte und mein Inneres erwärmte.
Ich fühlte mich daran erinnert, als ich noch ein  kleines Mädchen war, damals  in Brasilien. An die Regentage, als ich durch den Innenhof lief.
Meine Mutter rief dann immer aus dem Fenster:
 “Komm doch rein, Kind, Du wirst dir noch eine Erkältung holen.”
Ich blickte zu ihr hinauf und lächelte, hob meine Hände nach oben, richtete mein Gesicht zum Himmel und tanzte, wiegte meinen Körper hin und her, während ich versuchte, die Regentropfen mit meinem Mund aufzufangen.
Sie lächelte nur und schüttelte leise den Kopf.
Wenn der Regen abgezogen war, hörte ich meine Mutter immer sagen, wie sehr sie den Geruch von feuchter Erde liebte, der sie an ihre Heimat erinnerte und an ihre Kindheit zu Hause.
Sie ging dann zu dem Fenster, das zum Hof hin zeigte und öffnete alle seine Flügel, schloss die Augen und ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen.
Ich blieb gemeinsam mit meinen Brüdern an ihrer Seite, am Fenster, wir beobachteten sie und fanden ihr Verhalten ein wenig lächerlich.
All das nur wegen dieses Geruchs nach feuchter Erde? So dachten wir.
“Atmet tief ein, spürt diesen Geruch!”, sagte sie dann, immer noch mit geschlossenen Augen.
Was immer uns in Wahrheit viel mehr interessierte, war aber, dass wir bald zu unseren Spielen zurückkehren konnten.
Und  dann gingen wir, lieβen unsere Mutter allein am Fenster mit ihren Erinnerungen zurück.
Nun als Erwachsene, in Deutschland, spürte ich den Geruch von feuchter Erde plötzlich wieder.
Ich lief zum Fenster, das zum Garten hinausging, wie jemand, der sich vergewissern will, dass der Sommerregen die Erde in unserem Hof benetzte, öffnete alle Flügel ganz weit.
Unser Garten war weiβ, genauso wie die Bäume.
Es schneite. Meine Kinder tanzten glücklich herum und zeigten mir ihren Schneemann, den sie gebaut hatten.
Ich lächelte ihnen zu, schloss die Augen, atmete tief ein und spürte immer noch den Geruch von feuchter Erde.

Nenhum comentário:

Postar um comentário